Was Unternehmen skalieren mit Idealismus zu tun hat, und warum du vielleicht nicht so idealistisch bist, wie du glaubst.

Unternehmen skalieren
Wenn du dem Thema Skalierung eines Unternehmens kritisch gegenüber stehst, weil du glaubst, dass „höher, schneller, weiter“ die Menschheit in den Abgrund führt und nur bei Egomanen Anklang findet, dann ist dieser Artikel genau das Richtige für dich. Ich diskutiere mit dir, warum es idealistisch ist, zu skalieren und der Ausspruch „Geld ist mir nicht wichtig.“ vielleicht verdeckt, dass du eigentlich nur an dich denkst. 
Vor ein paar Monaten saß ich mit einem neuen Bekannten in einer kleinen Bar in Porto. Wir hatten uns über die Facebook-Gruppe „Deutsche in Portugal“ kennengelernt und fanden, dass der digitale Austausch auf Dauer nicht befriedigend sei. So trafen wir uns auf ein „Fino“ (Portugiesisch für kleines Bier). Im Vorfeld hatte er sich meine Website angesehen und durch die einzelnen Artikel gelesen. Er selbst ist Webdesigner und fand die Inhalte recht eindrucksvoll. Als wir uns trafen und über Business sprachen, meinte er zu mir, dass Unternehmertum, Skalierung und Co. ja schon recht interessant seien, für ihn aber nicht wirklich relevant, weil er eher Idealist sei. Verwundert fragte ich ihn, was er damit meint. Er sagte, dass es ihm nicht wichtig sei, viel Geld zu verdienen. Solange er von seiner Tätigkeit vernünftig leben könne, würde das für ihn ausreichen. Er sei kein Fan von Unternehmern, die immer mehr Geld scheffeln wollen, weil es im Leben ja schließlich um andere Dinge gehen sollte

Dieses Gespräch hat mich sehr zum Nachdenken angeregt, weil ich Unternehmertum, Skalierung etc. nie mit „Geld scheffeln“ verbunden hatte, dies aber offensichtlich für andere so aufgefasst wird. Eine nähere Betrachtung war nötig, um zu verstehen, ob mein Bekannter Recht hatte oder nicht. 

Mein Fazit vorab? Skalierung ist ein Akt der Nächstenliebe und somit auch idealistisch, wenn die richtige Intention dahinter steht.

Treibt uns „höher, schneller, weiter“ in den Abgrund?

In unserer westlichen Welt haben die meisten von uns einen Lebensstandard, bei dem sie sich keine Gedanken darüber machen müssen, ob sie heute Abend ein Dach über dem Kopf und etwas Warmes im Bauch haben. Ganz im Gegenteil: Viele von uns sind so materiell abgesichert, dass die ständige Verfügbarkeit von allem eher lähmend wirkt. Stadtflucht, Minimalismus und Zero-Waste-Bewegungen sind neue Lebenskonzepte, um wieder mehr im Einklang mit der Natur leben zu können, der Mensch sich mehr spüren kann und einen tieferen Sinn im Leben findet.

Mit diesem Hintergrund stehen viele den Themen Unternehmertum und Skalierung skeptisch gegenüber. Ob dies tatsächlich bedeutet, dass diese Menschen Idealisten sind, zeigt sich bei genauerer Betrachtung.

Arbeitest du für deine Existenzsicherung oder hast du eine weitreichendere Vision?

Mein Bekannter meinte, dass er als Unternehmen nicht wachsen möchte und es ihm völlig ausreicht, wenn er vernünftig von seiner Arbeit leben kann. Damit hat er im gleichen Atemzug gesagt, dass ihm seine Existenzsicherung wichtig ist und mehr auch nicht. Nun weiß ich nicht, welche idealistischen Dinge er in seiner Freizeit macht. Vielleicht trainiert er die lokale Jugend-Fußballmannschaft oder engagiert sich anderswo ehrenamtlich. Wer jedoch „nur“ für seinen Lebensunterhalt arbeitet und sich auch nicht anderweitig engagiert, den sehe ich weniger als Idealisten. Denn diese Menschen sind immer nur auf sich selbst fixiert, auch wenn sie keine Millionen anstreben.

Firmenreichtum ist nicht gleich persönlicher Reichtum. 

Viele Individuen, welche als reich gelten, haben Unternehmen. Dieser Reichtum ist aber selten Privatvermögen. Oftmals ist die Firma wohlhabend, der Besitzer aber nicht immer. Nun meinst du vielleicht, dass das ein linke-Tasche-rechte-Tasche-Ding sei, weil ihm die Firma ja gehören würde und er somit diesen Reichtum besitzt. Das ist aber nicht ganz korrekt. Ein typischer Angestellter oder Selbstständiger verdient Geld und erklärt dieses zu seinem Vermögen. Ein Unternehmer mit einer GmbH o.ä., der in seiner Firma als Geschäftsführer arbeitet, bezieht ein Geschäftsführergehalt. Mit diesem Gehalt bestreitet er seinen Lebensunterhalt und baut sich vielleicht ein Privatvermögen auf.

Die Gewinne, die in der Firma erwirtschaftet werden, werden entweder reinvestiert, um damit weiterzuarbeiten, sie steigern das Eigenkapital der Firma, womit sich der Wert der Firma (nicht das Privatvermögen des Besitzers) erhöht oder sie können an die Gesellschafter ausgeschüttet werden. In diesem Fall erhöht sich dann tatsächlich das Privatvermögen des Inhabers. 

Ich kenne sehr viele Unternehmer, die sich nichts mehr beweisen müssen und auf private Statussymbole nicht nur verzichten, sondern überhaupt kein Interesse daran haben. Sie möchten die Überschüsse lieber reinvestieren, um noch mehr Ideen zur Geburt bringen zu können. Sie nutzen ihre Firma und das darin enthaltene Geld viel mehr als kreative Spielwiese und weniger als Melkkuh für noch mehr Autos und Boote. 

Selbstverständlich gibt es aber auch Unternehmer, die noch genau dies tun. Mein Eindruck ist dann eher, dass sie eine innere Armut empfinden, die trotz des ganzen Privatvermögens nicht behoben werden kann. In meinem Bekanntenkreis ist dies aber eher die Ausnahme. 

Hast du die Kraft, Verantwortung für dich und für andere zu übernehmen?

Ein weiterer wichtiger Grund, warum Unternehmenswachstum für mich etwas mit Idealismus zu tun hat, ist, dass man als Unternehmer plötzlich nicht mehr nur für sich alleine verantwortlich ist, sondern für eine ganze Reihe von Menschen. Das bezieht die Kunden, die Mitarbeiter, die Zulieferer und den Staat mit ein. Ein guter Unternehmer muss dem Archetypen des Königs entsprechen. Er ist dafür verantwortlich, dass es nicht nur ihm, sondern auch seinem Volk gut geht und dieses sich nach seinen Neigungen und Fähigkeiten entwickeln kann. 

Der Skeptizismus Unternehmern gegenüber kommt sicherlich daher, dass wir an der Spitze mancher Unternehmen den König vermissen und einen Tyrannen vorfinden. Das bedeutet aber auch, dass wir nicht die Spitze an sich verteufeln sollten, sondern die Fehlbesetzung dieser. 

Gute Führungspersönlichkeiten werden mehr gebraucht als je zuvor. Wir brauchen mehr Menschen, die sich zu echten Königen entwickeln wollen. Wer nur für sich und seine Lebenssicherung arbeiten will, hat kaum das Zeug zum König.

Ab einer bestimmten Grundsicherung arbeitest du nicht mehr für Geld.

Viele Studien haben bewiesen, dass ab einem monatlichen Einkommen von 5.000 € sämtliche Mehreinkünfte kaum noch für das eigene Wohlbefinden dienlich sind. Das bedeutet, dass viele wohlhabende Personen überhaupt nicht für die Vermehrung ihres Geldes arbeiten. Fragen wir Spitzenunternehmer wie Jeff Bezos, Elon Musk, Richard Branson und Co. wofür sie arbeiten, werden sie kaum sagen, dass es ihnen um das Geld geht. Vielleicht ist Macht eine Motivation, vielleicht wollen sie aber auch tatsächlich etwas in der Welt bewegen.

Wachstum als moralische Pflicht?

Unternehmertum, welches fernab vom „Geld scheffeln“ operiert, versucht letztendlich Lösungen für echte Probleme im Leben von Menschen zu finden. Wenn du eine solche Lösung gefunden hast, dann stellt sich die Frage, ob es als moralische Pflicht gesehen werden kann, diese so verfügbar zu machen wie nur irgend möglich. 

Stell dir vor, du hast ein Therapieverfahren für ein schreckliches Leiden entwickelt. Du entscheidest dich aber nur mit drei Kunden, die dieses Problem haben, gleichzeitig zu arbeiten, da du von diesen Einkünften bequem leben kannst.

Nehmen wir an, dass du als Designer dazu beiträgst, dass die Menschheit mehr Schönheit in ihrem Leben erfahren darf und dadurch glücklicher wird. Willst du das nur Menschen zugänglich machen, die sich deinen Stundensatz leisten können

Stell dir vor, du bringst Menschen bei, ihre gottgegebene Begabung zu entwickeln und anderen Menschen zu Verfügung zu stellen. Doch du arbeitest nur mit Menschen, die mindestens so weit sind wie du, weil dich die Fragen eines Anfängers nerven. 

Nun bedeutet das nicht, dass jeder, der sich gegen die Skalierung seines Unternehmens entscheidet, nicht idealistisch ist oder egozentrische Züge aufweist. Es existieren so viele Lebenswege, wie es Menschen auf diesem Planeten gibt. Nur du kannst entscheiden, was das Richtige für dich ist. 

Dieser Diskurs galt eher denen, die glauben, dass Unternehmer, die eine Skalierung anstreben, nicht idealistisch sind. Letztendlich ist Skalierung auch wieder nur ein Tool wie Medizin. Ob wir damit heilen oder vergiften liegt ganz alleine an der Intention des Unternehmers.

Wir unterstützen dich gerne dabei.

Wenn du die Skalierung deines Unternehmens als einen Akt der Nächstenliebe siehst und deine Lösung im großen Stile an den Markt bringen willst, dann helfen wir dir gerne dabei. Melde dich dazu einfach zu einem kostenlosen Mini-Coaching an und wir zeigen dir, wie du mit Strukturen deinen Idealismus ausleben kannst.
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Melanie Retzlaff

Melanie ist Inhaber von Business mit Struktur, einem Weiterbildungs- & Coachingprogramm, das Unternehmern dabei hilft, Klarheit, Ordnung und Skalierfähigkeit in ihre Firma zu bringen. Das erreicht Melanie mit ihrer Methode, indem sie dem Besitzer hilft, ein Unternehmen aufzubauen, das von funktionierenden Strukturen und nicht von Menschen abhängig ist.