Sich selbstständig machen – die wichtigsten Fragen geklärt


Wer sich selbstständig machen möchte, hat eine Menge Fragen. In diesem Artikel beantworte ich jene, die ich am meisten gestellt bekomme. 


Inhaltsverzeichnis

Wie melde ich eine Selbstständigkeit beim Finanzamt an?

Eine Selbstständigkeit beim Finanzamt anzumelden, ist nicht sonderlich schwer. Rufe dein zuständiges Finanzamt einfach mal an und frage danach, wo du den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung finden kannst. Diesen füllst du dann aus und schickst ihn an das Finanzamt. Und schon bist du selbstständig.

Kleinunternehmerregelung oder nicht?

Die Kleinunternehmerregelung ist in erster Linie eine Vereinfachung für das Finanzamt und nicht so sehr für dich. Denn wenn du nur ein paar tausend Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaftest, verdient das Finanzamt nur sehr wenig daran, hat aber trotzdem einen hohen bürokratischen Aufwand.


Die Kleinunternehmerregelung lohnt sich für dich nur dann, wenn du an Privatpersonen verkaufst, weil du dann keine Umsatzsteuer (USt.) in Form der Mehrwertsteuer (MwST.) erheben musst. So kannst du deine Leistung günstiger als der Wettbewerb anbieten. Wenn du an andere Unternehmer verkaufst, dann ist das deinen Kunden egal, ob du Umsatzsteuer erhebst, weil sie sich diese vom Finanzamt wieder holen. USt. ist eine Steuerart, die nur von Privatpersonen getragen wird. Unternehmer leisten diese nicht.


Des Weiteren lohnt sich die Kleinunternehmerregelung dann, wenn du nicht vorhast, viel Umsatz zu erwirtschaften, weil deine Selbstständigkeit eher nebenberuflicher Natur ist oder vielleicht eher ein bezahltes Hobby. Es gibt eine Umsatzgrenze für Kleinunternehmer. Wenn du diese überschreitest, dann gilt die Kleinunternehmerregelung nicht mehr. 


Aber überlege dir genau, ob du diese Regelung wahrnehmen möchtest. Sie mag weniger bürokratischen Aufwand darstellen, doch dies kostet dich auf andere Art. Denn durch diese kannst du dir als Unternehmer auch nicht die USt. vom Finanzamt wieder holen. Wenn du dir etwa einen Computer für 1.190 € anschaffst (190 € davon sind 19 % Umsatzsteuer), musst du den vollen Preis als Kleinunternehmer zahlen, während sich ein Unternehmer die 190 € vom Finanzamt über die Umsatzsteuervoranmeldung wiederholt, faktisch also nur 1.000 € für den Computer zahlt. Und wahrscheinlich hast du noch eine Menge andere Ausgaben, die du ggf. vorher als Privatperson getragen hast und nun als Selbstständiger als Betriebsausgabe geltend machen kannst.

Wie viel Steuern muss ich zurücklegen?

Als Angestellter merkt man oft nicht genau, wie viele Steuern man eigentlich zahlt, weil man das Geld nie auf seinem Konto hatte und deshalb auch nicht das Verlustgefühl aufkommt, wenn es wieder abfließt. Viele Arbeitnehmer wissen nicht einmal, wie hoch ihr Bruttogehalt ist, weil sie sich nur mit dem Nettobetrag identifizieren. Das ist vom Staat auch genau so gewollt, weil sich sonst sehr viel mehr Menschen über die Höhe der Steuern beschweren würden. 


Als Selbstständiger wirst du jedoch genau sehen, wie viel Umsatz du durch deine harte Arbeit erwirtschaften konntest und wie viel davon an Vater Staat abgeht. Generell solltest du dir ganze 50 % des Umsatzes auf ein separates Tagesgeldkonto für die Steuer legen, damit du gar nicht in die Versuchung kommst, dieses Geld auszugeben. Dies ist eine der schwierigsten Neuerungen, an die sich ein Selbstständiger gewöhnen muss. Du hast nun mehr Eigenverantwortung im Gegensatz zu einem Angestellten und musst nun deine finanziellen „Big Boy Pants” anziehen. 


Der Endbetrag deiner Steuerlast ergibt sich aus dem Jahresgewinn, den du erwirtschaftet hast. Dein Jahresgewinn ergibt sich aus deinem Jahresumsatz minus deinen betrieblichen Ausgaben. Auf diesen Gewinn zahlst du Einkommensteuer, die eine progressive Steuerart darstellt. Das bedeutet: Je mehr Gewinn du hast, desto mehr Steuern wirst du prozentual zahlen (nicht nur absolut). 


Hier mal ein fiktives Rechenbeispiel: 

10.347 € —> 0 % Einkommensteuer, da Freigrenze

15.000 € —> 12 % (1.800 € Steuerlast)

27.000 € —> 16 % (3.240 € Steuerlast)

36.000 € —> 21 % (7.560 € Steuerlast)

52.000 € —> 42 % (21.840 € Steuerlast)


Du siehst also, dass man nicht einfach nur mehr Steuern zahlt, wenn man mehr Gewinne macht, sondern überproportional mehr Steuern zahlt, weil der prozentuale Steuersatz sich erhöht. Bei 42 % sind wir dann im Spitzensteuersatz. Dann gibt es noch die Reichensteuer mit 45 %. 


Zusätzlich darfst du aber damit rechnen, dass das Finanzamt nicht nur die Einkommensteuer von den vergangenen Jahren haben möchte, sondern auch schon einen Vorschuss für die zukünftigen. Das ist die sogenannte Einkommensteuervorauszahlung. Deswegen bist du auf der sicheren Seite, wenn du immer 50 % deiner monatlichen Gewinne auf die Seite packst. 

Bin ich Freiberufler oder Gewerbetreibender?

Ob du ein Freiberufler bist oder ein Gewerbetreibender ist ein großer Unterschied, weil Freiberufler keine Gewerbesteuer zahlen. Ich habe mal eine Weiterbildung zu diesem Thema bei der Volkshochschule München absolviert und der Lehrer erklärte mir, dass solche Gesetze von Anwälten entwickelt werden. Es soll also eine Gewerbesteuer von den Unternehmern entrichtet werden. Aber die, die die Gesetze machen, wollen diese Steuer selbst nicht zahlen. Also entwickeln sie eine Ausnahme. Anwälte müssen diese Gewerbesteuer also nicht zahlen, denn sie sind Freiberufler. Wenn aber nur diese eine Gruppe in der Ausnahme enthalten ist, fällt unsere Intention zu sehr auf. Deshalb nehmen wir noch ein paar andere Gruppen dazu, um es zu vertuschen. Jetzt gehören auch Ärzte, Heilpraktiker, Ingenieure etc. dazu. Eine Liste mit allen freiberuflichen Tätigkeiten findest du hier. Es lohnt sich tatsächlich, sich als Freiberufler anzumelden, da die Gewerbesteuerlast nicht ohne ist. 


Wenn du aber als Gewerbetreibender unterwegs bist, dann registriere dich auch beim Gewerbeamt. Das Finanzamt und das Gewerbeamt sind zwei unterschiedliche Dinge, die du nicht in einen Topf werfen darfst.

Benötige ich ein Geschäftskonto?

Als Selbstständiger benötigst du kein separates Geschäftskonto. Es ist in Ordnung, wenn dein Privatkonto und dein Geschäftskonto ein und dasselbe sind. Ich würde dir dennoch empfehlen, hier ordentlich auseinanderzuhalten. Erstens braucht das Finanzamt deine privaten Ausgaben nicht zu erfahren und zweitens ist dein Business kein Geldautomat für deine privaten Zwecke. Du solltest dir jeden Monat einen festen Betrag für deine private Lebensführung von deinem Geschäftskonto auf dein Privatkonto überweisen und mit diesem „kalkulatorischen Gehalt” auskommen. Dies fördert deine Professionalität und du kommst damit gar nicht erst in finanzielle Schwierigkeiten, wie es 75 % aller Selbstständigen passiert.

Kann ich Förderung beantragen?

Es gibt viele Förderungen, um sich selbstständig zu machen. Sie gleichen heute einem Dschungel, den man nur schwer durchqueren kann. Auf der offiziellen Seite findest du zu diesem Thema viele Informationen. 

Wie viel Umsatz muss ich erwirtschaften, um davon leben zu können?

Um deinen Zielumsatz zu ermitteln, solltest du alle deine fixen und variablen Ausgaben erfassen. Jährliche Ausgaben wie beispielsweise die Versicherung oder den Jahresurlaub legst du anteilig auf die Monate um. Kalkuliere dir auch ein monatliches Sparen ein, damit du dir dein Korsett nicht zu eng schnürst. Hast du einen monatlichen Betrag errechnet, kannst du diesen dann verdoppeln, weil du ja 50 % für die Steuer einplanen solltest. Und schon weißt du, wie viel du im Monat verdienen musst und kennst auch deinen Jahresumsatz, wenn du den Betrag mal 12 nimmst.

Soll ich einen Kredit aufnehmen?

Ob du einen Kredit aufnehmen solltest, um deine Selbstständigkeit zu finanzieren, hängt davon ab, ob du hohe Anschaffungskosten hast, um loszulegen. Beispielsweise benötigt ein Handwerker bestimmte Werkzeuge oder auch ein Auto. Wenn du aber kaum Anschaffungskosten hast, dann würde ich eher davon abraten. Gehe davon aus, dass du am Anfang deiner Selbstständigkeit viele Fehler machen wirst, weil du dich einfach erst dahin entwickeln musst. Hast du eine Menge Geld auf dem Konto, werden diese Fehler einfach nur teurer sein. Überlege dir: Möchtest du den Fehler machen und 500 € Lehrgeld zahlen oder 50.000 €? Lehrgeld wirst du auf alle Fälle gelegentlich zahlen müssen. Zu Beginn kein Geld zu haben, kann ein regelrechter Segen sein. Das sagt auch Daymond John in seinem Buch „The Power of Broke”.

Wie gewinne ich Kunden?

Wie man als Selbstständiger Kunden gewinnt, ist natürlich eine der wichtigsten Fragen, die es zu beantworten gilt. Generell gibt es drei große Quellen, aus denen du schöpfen kannst:


- dein eigenes Netzwerk und deine eigenen Kanäle (Owned Media)

- das Netzwerk/die Reichweite von jemand anderem (Earned Media)

- neue Kontakte durch Bezahlung (Paid Media)


Jede dieser drei Schubladen ist enorm groß und es benötigt eine eigene Strategie, diese für sich nutzbar zu machen.

Kann ich Facebook-Werbung machen?

Facebook-Werbung gehört zur Kategorie „Paid Media” und scheint im ersten Moment eine tolle Möglichkeit zu sein, Kunden zu gewinnen. Für Anfänger, die noch kein erprobtes Geschäftsmodell haben, lohnen sich solche bezahlten Methoden jedoch weniger. Denn wenn du nicht in der Lage bist, an wenige Menschen zu verkaufen, dann wirst du auch nicht in der Lage sein, an viele zu verkaufen. Du verbrennst damit also wahrscheinlich viel Geld, ohne die Ergebnisse zu sehen, die du dir wünschst. Paid Media ist also keine Alternative zum echten Verkaufen. Das musst du auf jeden Fall lernen, bevor du solche Mittel in Erwägung ziehst.

Soll ich eine Marketing-Agentur beauftragen?

Die Zusammenarbeit mit einer Marketing-Agentur funktioniert nur dann gut, wenn du bereits Klarheit hast, wie deine Strategie aussieht. Denn auch wenn man meinen könnte, dass Agenturen die Profis sind, agieren sie oftmals nur als umsetzende Dienstleister. Wenn du ihnen nicht sagst, was du willst und wie du es willst, wirst du deine Ziele auch mithilfe einer Marketing-Agentur nicht erreichen, aber hohe Rechnungen an sie begleichen müssen. 

Was kann ich anbieten?

Wenn du noch nicht genau weißt, was du anbieten kannst, solltest du dir über diese vier Dinge Gedanken machen: 


- Was kann ich?

- Was will ich? Was macht mir Spaß?

- Wo habe ich bereits einen Zugang?

- Was wird im Markt gebraucht?


Eine Leistung, die alle Parameter bejaht, hat eine größere Erfolgschance. 

Dein nächster Schritt

Wenn du den Sprung in die Selbstständigkeit erfolgreich vollziehen möchtest, dann buche dir ein kostenloses und unverbindliches Mini-Coaching. Gemeinsam können wir uns genauer anschauen, wo du gerade stehst und was deine nächsten Schritte sein sollten. Ich freue mich, dich kennenzulernen.


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Melanie Retzlaff

Melanie ist Inhaber von Business mit Struktur, einem Weiterbildungs- & Coachingprogramm, das Unternehmern dabei hilft, Klarheit, Ordnung und Skalierfähigkeit in ihre Firma zu bringen. Das erreicht Melanie mit ihrer Methode, indem sie dem Besitzer hilft, ein Unternehmen aufzubauen, das von funktionierenden Strukturen und nicht von Menschen abhängig ist.