Positionierung ist eines der wichtigsten Themen im Business. Sie entscheidet darüber, wie sichtbar du bist, wie leicht dich deine Zielgruppe findet und ob du dich klar von deiner Konkurrenz abhebst. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer stehen allerdings vor der Frage: Soll ich mich spitz und spezifisch aufstellen – oder breit und vielseitig? Hier kommt die Unterscheidung zwischen vertikaler und horizontaler Positionierung ins Spiel. Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile, und es hängt stark von deinem Persönlichkeitstyp und deiner Arbeitsweise ab, welcher Weg besser zu dir passt.
Was ist vertikale Positionierung?
Die vertikale Positionierung ist wie ein schmaler, tiefer Brunnen: Du gehst ganz gezielt in ein einziges Themenfeld hinein und wirst darin zur absoluten Expertin oder zum absoluten Experten.
Beispiele:
- „Experte für HubSpot“
- „Spezialist für Instagram-Werbung“
- „Nageldesignerin mit Fokus auf Gel-Nägel“
Der Vorteil: Du bist extrem klar erkennbar. Jeder weiß sofort, wofür du stehst und bei welchem Problem man zu dir kommen kann. Diese Klarheit erleichtert dein Marketing enorm, weil du dich nicht erklären musst – dein Titel sagt schon alles. Menschen, die sich vertikal positionieren, bauen sich eine Nische, in der sie sich langfristig als führende Autorität etablieren können.
Die vertikale Positionierung passt vor allem zu Menschen, die es lieben, sich tief in ein Thema einzuarbeiten, über Jahre hinweg Expertise aufzubauen und genau darin „die oder der Beste“ zu werden.
Was ist horizontale Positionierung?
Die horizontale Positionierung ist flexibler und eher für Generalisten geeignet. Sie funktioniert so: Du setzt dir eine bestimmte Brille auf – eine Metaperspektive – und durch diese Brille betrachtest du verschiedene Themenfelder.
Ein Beispiel: „Business mit Struktur“. Hier geht es nicht nur um einen einzelnen Bereich. Vielmehr wird das Thema Struktur wie eine Brille genutzt, um unterschiedliche Facetten eines Unternehmens zu betrachten.
- Wie sieht strukturiertes Marketing aus?
- Wie funktioniert strukturierter Vertrieb?
- Wie lassen sich Teams strukturiert aufbauen?
- Wie kann Produktentwicklung strukturiert gestaltet werden?
Obwohl die Themen variieren, bleibt die Klammer – also die „Struktur-Brille“ – immer dieselbe.
Horizontale Positionierung ist ideal für Menschen, die viele Interessen und Ideen haben, und denen es schwerfällt, sich auf eine einzige Sache festzulegen. Sie brauchen mehr Spielraum, um sich kreativ zu entfalten.
Für wen eignet sich welcher Ansatz?
Ob du dich vertikal oder horizontal positionierst, hängt stark von deinem Persönlichkeitstyp ab.
- Vertikale Positionierung: Für Menschen, die Klarheit lieben und bereit sind, langfristig in eine spezifische Expertise zu investieren. Sie möchten eine sehr spitze Nische besetzen und darin brillieren. Das gibt Sicherheit, Wiedererkennungswert und oft auch höhere Honorare, weil man als Spezialist wahrgenommen wird.
- Horizontale Positionierung: Für kreative Generalisten, Vielinteressierte und Menschen, die sich nicht auf ein Thema reduzieren wollen. Sie brauchen Vielfalt und Abwechslung, um motiviert zu bleiben. Die horizontale Positionierung erlaubt, verschiedene Themen unter einem gemeinsamen Dach zu vereinen – sei es eine Methode, ein Prinzip oder ein Wert.
Wichtig: Beide Positionierungsarten sind gleichwertig. Es gibt kein „besser“ oder „schlechter“ – nur ein „passt besser zu dir oder nicht“.
Der Extratipp: Dein früheres Ich als Kompass
Viele Menschen tun sich schwer, ihre ideale Positionierung zu finden. Ein wertvoller Tipp aus der Praxis lautet: Hilf deinem früheren Ich.
Frag dich:
- Mit welchem Thema beschäftige ich mich schon seit 2–3 Jahren intensiv?
- Wo habe ich selbst große Fortschritte gemacht, auch wenn ich noch nicht am Ziel bin?
- Welche Probleme hatte ich früher, die ich inzwischen besser verstehe und lösen kann?
Genau dort liegt oft deine wahre Positionierung. Denn die meisten Coaches, Berater oder Expertinnen sind ursprünglich angetreten, um sich selbst zu helfen.
- Viele Finanzcoaches hatten selbst Geldprobleme.
- Viele Abnehmcoaches haben selbst lange mit ihrem Gewicht gekämpft.
- Auch „Business mit Struktur“ ist entstanden, weil die Gründerin Melanie selbst Ordnung und Klarheit in ihrem Business gesucht hat.
Du musst nicht perfekt oder am Endziel angekommen sein. Es reicht, wenn du 2–3 Schritte weiter bist als deine Zielgruppe. So bleibst du nahbar und authentisch – und kannst genau den Menschen helfen, die gerade dort stehen, wo du selbst einmal warst.
Positionierung als Wachstumsprozess
Ein weiterer Punkt: Positionierung ist kein starres Konstrukt, sondern ein Wachstumsprozess. Viele glauben, sie müssten gleich zu Beginn „die eine perfekte Positionierung“ finden, die für die nächsten 20 Jahre gilt. Doch das ist selten der Fall.
Oft beginnt man spitzer, entwickelt sich weiter und erweitert später sein Angebot. Oder man startet breiter, probiert sich aus, und merkt dann, wo die größte Resonanz entsteht. Wichtig ist, ins Handeln zu kommen – nicht ewig in der Theorie zu grübeln.
Fazit
Vertikale und horizontale Positionierung sind zwei verschiedene Wege, dich klar im Markt zu zeigen. Die vertikale Positionierung ist tief, spitz und spezialisiert – perfekt für Menschen, die in einem Feld absolute Autorität werden wollen. Die horizontale Positionierung ist breiter, flexibler und eignet sich für Generalisten, die ihre Themenvielfalt durch eine übergeordnete Brille bündeln möchten.
Beide Ansätze führen zum Ziel: Sichtbarkeit, Klarheit und ein Angebot, das deine Zielgruppe versteht. Entscheidend ist nicht, welche Form „objektiv besser“ ist, sondern welche wirklich zu dir passt. Und wenn du unsicher bist, denk an dein früheres Ich – oft liegt dort der Schlüssel zu deiner authentischen Positionierung.